Mittwoch, 14. September 2011

Bilder im Kopf

Ich werde diese Bilder nichtmehr los. Anfangs, da waren es noch die Abbildnisse meiner Selbst, deiner Selbst, waren es die unseren. Sie strahlten in allen Farben dieser Welt, oft sogar in noch viel viel mehr. Diese Bilder, sie waren kein Abbild der Wirklichkeit, niemand um uns herum hätte unser Leben, unser Lieben je so beschrieben, geschweige den so sehen können, doch wir konnten. Es waren die Erinnerungen, subjektive, und unser Geist konnte es mit unseren Gefühlen bemalen, zeichnete die Grundrisse aus Liebe und Zuneigung, schattierte sie mit unzähligen Freuden und malte sie dann mit dieser Schönheit aus die nur in unseren, von endloser Liebe geblendet, vielleicht getränkten Augen zu sehen waren und erst in diesen Bildern ihre wahre wunderbare Form anzunehmen gewahren. Unser Geist, der durch jeden einzellnen Kuss an Stärke gewann, er vermochte irgendwann sogar all das Schlechte, all das Leiden dieser Welt zu ignorieren, radierte es aus diesen Bildnissen heraus,  vermochte sogar die Qual in uns und unseren Herzen auszulöschen sodass wir in kommenden Tagen, und wer weiß auch die kommenden Generationen, nichts von dieser Schmach erkennen müssen und uns nicht selbst kränken wenn die Erinnerung oder die Vorstellung daran wieder zu neuem Leben erwacht und an den stählernen Käfigen kratzt, dne Rost am eisernen Verschlag in unserem Geist abzunagen versucht. Diese Bilder, ein Atelier des Ruhms, der Pracht der Liebe, nein der göttlichen Schöpfung.
Doch der Geist, mein Geist, er wuchs immer weiter, mit jedem Kuss den die Göttin ihm verlieh wuchs er gen Himmel. Als er dann hinabblickte und alles war so klein am Boden, sogar sein Herz, da begehrte er weiterhin auf, griff nach den Sternen, nach der Macht am Firmament. Er erkannte schließlich, wie groß, wie mächtig er war, und diese Macht, sie blendete ihn, mich. Schmerzhaftes kaltes Licht brannte sich in seine Augenhöhlen und die Bilder, die Bilder die sich in seinem Inneren befanden, sie blichen aus. Der Glanz schwand, und all die Farben blätterten ganz langsam von den lebendigen Leinwänden und der geblendete Blick des Geistes glaubte unter dieser Farbe endlich wieder die Realität erkennen zu können. All der Schmerz seiner brennenden Augen, die Verwirrung und der Stolz, sie stachelten ihn an. So nahm er erneut selbst den Pinsel in die Hand und wie im Wahn kritzelte er die Bilder, diese obskuren Szenerien überall hin. Auf die Leinwände, auf die Wände, auf die Rahmen, auf den Boden auf sein eigen Fleisch, er schnitt sich diese Bilder in sein Herz.
Diese Bilder, sie waren grotesk, sie waren noch weniger der Wirklichkeit entsprechend wie die letzten, doch viel mehr beschrieben sie nur den Schmerz, die Verzweiflung...sie gebaren den Unendlichen Hass, den endlosen Stolz und die nicht enden wollende Idee einer neuen, besseren Welt...ohne dich.
So griff der Geist zu seinen Waffen, nunmehr geblendet von seinen eigenen Bildern, konnte nicht mehr Welt und Bild unterscheiden. Und dieses Mischmasch aus Hass und Liebe, zeichneten die eingeritzten Grundlinien nach, schattierten sie mit Blut und malten sie mit tausend Tränen aus, in allen Farben dieses Leids und manchmal sogar in viel mehr.
Die Bilder zeigten dich, sie waren seine eigene Prophezeiung, wie du in tausend grausamen Toden vergingst, in Licht und Dunkelheit verschwandest, gleichzeitig. Geifernd, schluchzend, blutend ging der Geist auf dich los, drängte dich an die Wand, drückte dein junges, hübsches Gesicht gegen die blutbeschmierte Leinwand, auf das du sehen könntest was die Zukunft, deine Zukunft sei...und wer sie zeichnete. So richtete er dich hin, schnitt die Bilder in deinen jungen Leib, küsste dich zärtlich zum Abschied, saugte den warmen, scharlachroten Lebenssaft aus deinem Wunden Mund. Er ließ dich in Schatten und Sonne gleichzeitig vergehen, verbrannte dich und erfor doch dein Herz, so ersticktest du im freien Fall. Am Ende dieser grausamen Symphonie, da nahm er deine schlaffe Hand, er spürte noch die letzten Funken deines Lebens in dir auch wenn sie lieber tot sein wollten als noch mehr seiner Berührungen ertragen, und dann stand er, ich, an deiner Seite im Höllenfeuer und gemeinsam brannten wir lichterloh ind er Hitze ferner Sterne, der Mächte am Firmament. Eine Rauchwolke, aus Partikeln unsres Fleisches, unserer verkohlter Körper, sie stieg langsam, wie ein Ersatz unserer Seelen empor, dem Himmel entgegen, und der letzte Blick darauf, der auch unserer beider letzter Blick war, zeigte, das diese Wolke, einem alten Bild glich, sie formte sich, wie jener schwarze Schmetterling, der uns auf unserem ganzen Lebensweg begleitet hatte.
Wie nennt man die Bilder im Kopf die man einfach nicht los wird?

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