Dienstag, 6. Dezember 2011

Schweigen straft

Ich fühle sie, ganz deutlich. die erste Träne, ich kann sie spüren. Ich hatte beinah vergessen wie sich das anfühlt, kalt auf heißer Haut, die kocht, die Brodelt, die fast Platzt vor all dem Schmerz und dem Hass. Nur gegen sich selbst. Wie sie dem Ruf der Gravitation folgt und zu Boden strebt, an meiner wunden Wange klebt. Die Träne die mich erinnern sollte, erinnern was es heißt Mensch zu sein.

Gott ich will kein Mensch mehr sein, schon so lange nichtmehr. Und ich dachte ich hätte es geschafft. Mehr zu sein,  mehr als nur ein mensch. Ich konnte die Macht spüren die durch meine Venen drang, die Gewaltige Energie die sich in meinen Augäpfeln anballte, bereit zu explodieren, bereit als Flammensbrunst sich über alles zu ergießen was ich wollte und alles was ich im Sinn hatte zu vernichten, aber auch zu erschaffen. Und nun, die Tränen, die aus ihrem Versteck, meinem rechten Augenlied herauskriecht. Sie belehrt mich eines besseren.

Kalt. ich sitze hier, ist es warm oder Kalt? es ist Nacht, Winter, meine feinen Nackenhäärchen stellen sich auf, es wird wohl kalt sein, doch meine Gedanken können es nicht fassen und der Strom der Zeit flieht und treibt mich in die Nacht, ich weiß nicht wo ich bin wohin ich will, das weiß ich schongarnicht.

Warum auch? Den nun, nun bin ich nichts mehr. Ich habe nichts getan, und die Schuld drückt mir doch die Halsschlagadern ab, weder Klingen noch Stifte können die Schuld diesmal ablenken, warum also schreibe ich es nieder? Vielleicht will irgendjemand irgendwann einmal mich verstehen, bei diesem Gedankenspiel scheint jedoch nur ein kleiner Fehler drin zu sein, wer zur neunten Hölle, der Hölle für Verräter, wer will schon verstehen was in meinem Schädel vor sich geht? Wer würde an meinem Grab stehen und weinen, wenn ich gehen sollte? Wer würde an mich denken? Wer würde das noch in einem Jahr tun? in 5 Jahren?

Die Tränen erzählt mir alte, staubige Geschichten von der Zukunft als sie stumm zu Boden segelt, der Wind liebkost sie, nachdem er meinen Körper meidet und ihn verächtlich zur Seite schubst. Ich habe nichts getan, ich habe nichts gesagt, warum nicht?

Mein Schweigen straft mich, mein Schweigen hat die Menschen verraten die in meinem Herzen waren, die mir etwas bedeuteten, die ich liebte. mein Schweigen hat mich selbst verraten, und obwohl ich nun habe was ich will, was ich wollte, was ich liebte, wie soll ich leben ohne mein Gesicht? Ich sollte Glücklich sein, doch wie kann ich Glück spüren, wenn da kein ICH mehr ist? ich sollte glücklich sein, doch das einzig schöne das mir bleibt, ist das Licht am Ende des Tunnels, welches mit unaufhaltsamer Gewalt auf mich zu rattert. Das letzte Licht küsst die erste Träne mit beinah mechanischer Leidenschaft, bricht sich in ihr  und Zerreißt sie bei ihrer Berührung, sie gehört dir.So Breite ich die Arme aus und stürze in das Licht, auf dass es auch mich zerreißen vermag. Die Träne ist alles was dann noch an meinen Verrat erinnern sollte wenn sie Nacht für Nacht an meinem Granitblock hockt und im Licht der Sterne, glitzernd Trauert.

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