Freitag, 30. Dezember 2011

Phantomschmerz I (Lautes Licht frisst stilles Flüster)n

Sie hielten ihre Hände, ganz fest. Sie hatten es sich versprochen. Sie hatten daran gedacht, zusammen. Nichts sollte sie trennen können. Nichts. Sie liebten sich, so sehr, niemand konnte verstehen welches band sie teilten, dass ihre Seelen schon so lange...schon länger als sie existiertem zusammen gehörten, verschweißt waren. Sie waren zusammengewachsen, in ihren Geistern. Sie waren zusammen, zusammen für immer. Wenn die Ruhe für die Nacht sie beunruhigte, saß er an ihrer Seite, hielt ihre Hand, sie spürte dass er bei ihr war und sie in jedem ihrer Alpträume bis aufs Blut verteidigen würde, nichteinmal die Monster unter ihrem Bet konnte sie so noch beunruhigen. Wenn das Leben sich wie ein Aasfresser auf ihn stürzen wollte, da war sie da und hielt das Feuer ihrer Gefühle, das einzige wovor sich das gnadenlose Chaos zu fürchten schien, damit er leben konnte. Sie hielten ihre Hände, sie hielten ihre Liebe, wollten gehen, zusammen, für immer.

Doch die Kälte dieser Welt kroch durch alle Ritzen bis in ihr beider Gebein. Zu Beginn da hielten sie sich warm, pressten ihre jungen, unschuldigen Körper aufeinander, hofften den Funken in ihrem Herzen anzurufen, dass doch wenigstens dieser ihnen etwas Wärme schenken möge, doch er weigerte sich den beiden zu antworten.
Und langsam, ganz langsam, während die letzte Wärme aus ihren Glieder glitt, begann sie zu erkennen und bemerkten, dass nichts und niemand ihnen je geantwortet hatte. Zuvor, da hörten sie immer ihr eigenes Lachen, und dessen echo, den sie waren glücklich, sie brauchten nur sich zwei und ihre Farben strahlten so kräftig, dass ihr Schein für die ganze Welt reichen könnte.
Erst jetzt merkten sie, dass die Welt, das Leben nur einsam in kaltem Grau da vor ihnen lag, während sie im dunklen Regen, völlig durchnässt waren, bibberten, und ihre eigenen winzigen Tränen von den Tropfen des weinenden Firmaments hinfortgewaschen wurden.

Wie sie dort nach Schutz vor dem gnadenlosen Sturm der Zeit suchten und doch die Welt in ihrem kalten grauen Schimmer nachließ und weggespült wurde, sie wurden panisch, sie suchten, rannten, harte Tropfen schwarzer Tränen krachten auf ihre jungen hübschen und nun verweinten und verwahrlosten Gesichter herunter, schlugen in ihre Haut, bohrten sich in das Fleisch der beiden gleichermaßen, den keiner war fähig einen der beiden zu schützen, vor der Angst, vor der Verzweiflung, vor dem unbarmherzigen Leben, welches immer und immer wieder auf sie einschlug und unaufhörlich hämmerte um ihre Seelen brechen zu hören.

Irgendwann, nach gefühlten Unendlichkeiten an Qualen und Torturen, Folter die sich niemand auch nur überlegen vermochte, irgendwann lagen sie beide, eng aneinander gekauert im Steinigen Schatten, einer Brücke, die lediglich ihre staubigen Flügel für sie ausbreitete um ihnen Schutz zu gewähren, weil sie schon so viele Herzen unter sich zerreißen sah und möglicherweiße wollte sie auch diese beiden dabei sehen, doch vielleicht, ja vielleicht war sie auch all den Schmerz Leid, war sie müde von der Grausamkeit die durch die Luft ritzte und sich wie rostige Nägel in die Augen der Kinder bohrte und wollte nur einmal vor dem Ende sehen wie sich Geborgenheit anfühlte...
Dort unten, im Dreck, dort wo das kalte Metal der Weg der Gewalt wurde und rostige Schienen ihren Raum begrenzten, dort in der kühlen Dunkelheit der Einsamkeit die sie gemeinsam erlebten, dort dachten sie an all die Dinger die ihr Leben so vernichtet hatten und ihnen fiel beinah im selben Augenblick ein, dass diese grausigen Schatten nicht ihr Leben quälten, diese Unlichten Momente der Enthropie, des verzweifelten Chaos, das war ihr Leben, das war es schon immer gewesen.
So fest sie auch ihre Hände hielten, nichts kam ihnen in den Sinn, was den noch Sinn gehabt hätte. Sie wusste nurnoch dass sie zusammen waren, doch das, das konnte ihre Welt, ihr Glück nichtmehr aufbauen, den der Sturm hatte es davon gefegt.

Doch da, dahinten tief im Dunkeln, da sah ich dann ein Licht, und plötzlich schwebte der helle Schein, so wunderschön in ihre Augen und ließen sie in einem Glanz erstrahlen der zwar nicht ihrer würdig war, doch sich näherte dem was dieses Leben für sie definieren sollte, Schönheit, Glück und Freude in einem einzigen Funken. Das Ensamble des grellen, schönen Lichtes, welches sich die Wände dieser Tunnel entlang schob, die Symphonie jener Schönheit des Lichts am Horizon des Kreislaufs der Schmerzen, es ließ uns unsere kalte Haut vergessen, es ließ uns diese Schmach vergessen, es ließ uns klettern, nach oben um das Licht welches zentriert auf unser Antlitz zu glitt nur noch besser zu betrachten.
Sogar der Regen hatte innegehalten als die Engel die dort oben weinten dieses Wunderschöne Glänzen sahen, sie gönnten uns den Moment, den nur wir beide verstehen können, den nur wir beide zusammen haben bis in alle Ewigkeit, zusammen. 
So ballen wir unsere Fäuste um das kalte Geländer, nein die Kälte spürn wir nicht, nur das Licht, nurnoch das Licht, ziehen uns hinauf, ziehen uns hinüber, stehen auf dem schmalen Grat zwischen dem Hier und Jetzt und der Versenkung die sich in diesem Glänzen auftut, wir betrachten es in seiner lichten Existenz. Wir wissen, ohne nur zu sprechen, tauschen nurnoch Blicke aus, die nichtmal jene nassen Winde die unser Haar verweht verwischen können. Ein sanftes Lächeln spielt um ihre Mundwinkel, ich spüre wie sich ihre warmen, nassen Finger um die meinen Schließen und ihr Lächeln steckt mich an. Zufrieden, zusammen. Nichts kann schlimmer sein als dieses Schattenspiel göttlicher Grausamkeit, daran könnte ich in dieser Situation womöglich denken, doch ich tue es nicht, ich denke nur an sie und an das Licht das näher kriecht und seine Arme für uns beide ausbreitet, wie es uns anlächelt während das Rattern seiner Bewegung in seiner Güte untergeht. Zusammen wollen wir seinen Schein genießen, seine Umarmung spüren, zusammen. Ein tiefer Atemzug, Luft aus dieser Welt füllt unsere Lungen, auf ein letztes Mal. Die Augen schließen sich, ich halte dich, ein Schritt nach vorne. Ein letzter Schritt nach vorne.
Glücklich und traurig, Tränen der Freude, wie Tränen des Leids, Leben wie Sterben, gemeinsam, zusammen.
Allein.
Ich lasse deine Hand los, spüre wie du fällst, reiße meine Augen auf, warum, unfähig zu bewegen, dein Körper als Opfer an die Schwerkraft, an das Licht, es will dich umarmen, will dich haben, will dich fressen, ich bin bei dir, bin ich nicht, will ich sein, kann es nicht, unfähig zu bewegen, Sekunden werden zu Dekaden. Panik. Angst. Verzweiflung. Verzweiflung in deinem Blick, alleine? Dein Haar weht , deine Blicke schrein nach mir, willst nicht alleine gehen. Verzweiflung in meinem Kopf, unfähig zu bewegen, warum, warum nur?
Verständnislosigkeit und Entsetzen auf deinem Gesicht erzählen in Bruchteilen von Sekunden die unendliche Geschichte wie Zwei Seelen, die nur eine Waren, weil sie zusammen waren, zusammen gehörten, schon bevor sie existierten, wie sie zerissen wurden weil die eine ihren Mut verlor, und wie sie das Versprechen ihrer Liebe brach. Wie ich sie im Stich ließ. Ein Vergehen, jenseits von Vergebung. All das scheint nur ein einziger Blick von dir zu sagen als die Zeit still stand.
Und dann kurz bevor die Seele in ihrem Sturz zerschellte, und das gewaltige Licht sich über sie stürzte, in jenem Augenblick in dem der Blick aus deinem Schädel gesprengt und dein Herz zerrißen wird, da scheint ein Echo deiner sanften Lippen noch zu Flüstern, und ein stilles "ich liebe dich" geht in dem Blutbad unter welches die Maschine und ihr Licht ersehnten.

Wie zu Stein geworden, Entsetzt in Apathischer Verachtung seiner Selbst schaffte der Junge keine Bewegung mehr zu tun noch seiner Selbst noch ins Angesicht zu sehen. Er begann sich zu hassen, aufgrund jedes Tages den er am Leben war, den er IHR gestohlen hatte. Er wusste nicht Weshalb, nicht Warum, nicht ob er feige war, oder ob er sich plötzlich doch der zweifelhaften Schönheit einer solchen Welt erinnert hatte, er wusste nur dass er nicht konnte. Und dieses Wissen würde ihn sein ganzes Leben verfolgen, den eigentlich, eigentlich sollte er nichtmehr am Leben sein, sollte er mit ihr seinen Weg gegangen sein, raus hier, gemeinsam, zusammen. Doch er war es nicht, er war stehen geblieben, hatte sie aus den Augen verloren, aus dem Leben. Er sah ihr immer wieder hinterher und er würde es auf ewig tun, bis zu dem Tag an dem er ihr folgen würde. Und sie endlich wieder zusammen sein würden, wie sie es sollten. Zusammen auf ewig.

So steht er hier und wartet auf das Licht, dass ihm seine Liebe nahm und hofft darauf in der Scheines Gnade auch sein eigen Herze zu zerreißen. Dann würden seine Lippen leise flüstern bevor sein Lächeln, geboren aus freudiger Erwartung ihres Wiedersehens, zerschellt und ein stilles "ich liebe dich" wäre alles was dann noch an ihn un sein Vergehen erinnert.



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