Sonntag, 21. August 2011

SchattenTanz


 

Spürst du jeden Schlag?
Sie treffen dich am ganzen Körper, drücken dir die Luft aus deinen Lungen.
Spürst du jede Welle?
Sie schwappen über deine ganze Haut, spülen jeden Gedanken aus dem Kopf.
Spürst du jeden einzelnen Aufprall?
Ihr Takt kämpft gegen dich, hämmert auf dein Herz ein.
Spürst du das Vibrieren auf deiner Haut, wie sich die feinen Härchen aufstellen, alle deine Ader anschwellen.

Sie alle nehmen den Takt an, nimm den Takt an.
Wir alle nehmen es an, dieses göttliche Geschenk, mit Freuden., warten schon so lange darauf.
Doch noch sitzen wir, eingehüllt in Dunkelheit., bereiten uns vor uns auf die beute zu stürzen wenn das Signal erklingt, der Blitz durch den feuchten Nebel springt.
Bist du bereit?
Würdest du deinen Körper aufgeben um dich der Bewegung, der Geschwindigkeit, der Energie hinzugeben?
Wenn der Ton erklingt, wenn es beginnt?
Blitze durchschlagen die Nacht, die Nacht auf deine Körper und die Nacht in deinem Kopf, ringen sie nieder, haben dich befreit, tauchen dein süßes Antlitz in blutiges rot, giftiges grün und kaltes Weiß.

Du kannst nicht sehen was passiert, NOCH nicht, aber du fühlst es.
Dein Herz schlägt schneller, hämmert den Takt.
Unbewusst formt dein Mund ein vorfreudiges lächeln, diabolisches Grinsen, als der letzte Mann sein Podest betritt, sich aus der Nacht erhebt.
Unsichtbar spannt er unsere Fäden, wir sind seine Marionetten, er unser Spieler.
Wenn er das Feuerwerk entzündet, entzündet er uns, jede einzelne Faser unseres Körpers, wir brennen, rennen schreiend auf seinen Altar und huldigen den Gott, der uns verflucht und nicht aus seinem Bann entlässt, niemals.

Die Melodie ist schon lange nicht mehr nur in deinem Kopf, frisst sich durch deinen Körper und deine Seele.
Nein, sie ist zu all dem geworden und du bist sie.

Jede Muskelfaser traktiert sich selbst mit schmerzhaften Stromstößen m sie zu sein.
Was du willst ist nicht mehr wichtig, nicht mehr von belang.

Schon lange beherrschen dich dein Peiniger und seine dumpfen Bässe, du kannst nicht mehr anders. Und es wird nur noch einen Augenblick dauern, dann wirst du auch nicht mehr anders wollen.

Ergebe dich dem Gott an den Platten, lass ihn deinen Puls bestimme, er streckt die Hände zu dir aus und zieht dich in seinen Bann. Siehst du die Schatten, wie sie mit uns tanzen? Die Schatten auf dem Rauch, auf den Nebelschwaden die sich in dein Gehirn verkriechen?
Fühlst du die Explosionen die in deinem Gehörgang Krieg spielen?
Deine Gliedmaßen zucken, wie unkontrollierbar durch den Wind und die heiße Luft, aufgeladen an halbnackten Körpern, schweißnass, dem Ende nah.
Du stehst am Abgrund, deine Kräfte scheinen zu erlischen, die Wahrnehmung verschwimmt.

Wie lange quälst du dich schon selbst auf diesem entzückendem Schlachtfeld? Minuten? Stunden? Ewigkeiten?
Und der Beat bringt deinen Kopf zu platzen.
Blut läuft, spritzt aus deinen Ohren, deinen Augen, deiner Nase, deinem Mund.
Dein Blut kocht.
Du stehst am Abgrund und der Gott auf seinem Pult stößt dir seine harten Klänge ins Kreuz und als du fällst, da lachst du. Wie hysterisch, wie im Wahn...wie wir alle.

Einer nach dem anderen verreckt elendig an Erschöpfung, unsre Blicke wollen aufbegehren, doch unser Fleisch gehorcht dem Tanzdiktator.
Bis zum Ende....

Und dann, wenn alle Schweiß, Blut und Tränen vergeudet haben und schlaff und leblos in ihren eigenen Pfützen liegen, dann wenn der Gott seinen Tempel verlässt doch niemand es mehr mitkriegt, dann tanzen nur noch unsre Schatten an den Wänden, und sie tanzen bis auch sie erlischen, wenn die Dunkelheit dem Morgen weicht.

Und doch, in dem Moment indem es weder Licht noch Dunkel gibt, dann betritt mein Schatten die Arena und tanzt, gibt sich dem Echo deines letzten Atemzugs hin. Und keines eurer schweren, müden, schlaffen, toten Augen will ihn sehen, darf ihn sehen, den wenn ein einziger Blick ihn erhascht so vergeht er doch im Zwielicht...

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