Dienstag, 23. August 2011

Weiße Blüte


Ein schwarzer Schmetterling,
sehnt sich nach ferne und träumt von einer schwarzen Rose, die nur in tiefster Dunkelheit zu erblühen vermag.
Schwarzer Schnee bedeckt die Blumenwiese auf welche er sich zur Rast zurückzog, er rieselt langsam, ganz langsam vom schwarzen Firmament, es ist die Asche dieser Welt.
Langsam, ganz langsam erhebt sich der Schmetterling und schlägt mit seinen schwarzen Flügeln die dunkle Luft des pechschwarzen Mittags, dann segelt er gemächlich  dem Horizont entgegen, der unsichtbaren Trennlinie die den verbrannten Himmel von der verkohlten Erde abschneidet. Irgendwo dort, wo früher die Sterblichen den Norden suchten, glühen fahl die Reste ihrer menschlichen Existenz, dort glühen ihre Kultur, ihre Geschichte, ihre Waffen, ihre Körper.
Betont langsam sinkt die Asche, alles was noch von ihnen übrig ist, in seiner eigenen Gluthitze dem matten Sternenlicht entgegen.

Und der kleine schwarze Schmetterling fliegt immer weiter, als wäre er das letzte Stückchen Leben, der letzte Rest einer Existenz auf diesem einst so bunten und nun doch so trostlosen schwarzen Erdball.
Unter seinen schwarzen Fühlern ziehen sich schwarze Landstriche hin, sie alle haben ihren Glanz verloren, ihre Schönheit, ihr Leben.
Sie sind alle aus dem selben Schatten geboren, aus dem selben Schwarz geformt worden wie der Rest der Welt. Der Schwarze Schmetterling, er schwebt nach Hause, denn selbst seine Augen sind verbrannt, er ist der der fühlt was keiner fühlt, weil nur noch er selbst fühlt.

Alles ist leer, nur vereinzelt tanzen verblasende Schatten auf ihren eigenen Gräbern.
Der Schwarze Schmetterling weiß, dass Hoffnung, dass Leben bald nur noch leere, bedeutungslose Wörter sein werden, die im Wind der schwarzen Nacht verklingen und bald auch die letzten Zeichen ihrer Existenz, ihre eigenen Schatten verblassen werden, denn hinter den schwarzen Wolken, da frisst die Dunkelheit langsam die weinende Sonne und ihre gleißenden Tränen, das Licht, das letzte Licht, es wird zu schwarzem Blut, das unser Himmelszelt befleckt.

Die Farben jedes Bildes sind verklungen, die Töne jeder Melodie erloschen, schwarzes Rauschen.

Der schwarze Schmetterling, er will tanzen und will singen, doch er kann es nicht, die Schwärze hat sein kleines Herz erreicht, denn er kann kein leben finden, nichts mehr.

Er fliegt in Stille über Gebirge aus Schutt und Asche, die sich nur in zarten Schwarztönen voneinander abheben.
Irgendwo vergeuden schwarze Augen schwarze Tränen, der Schmetterling er fragt sich ob es hier noch Leben gibt, ob es überhaupt noch Leben gibt, doch noch viel mehr brennt in seinem schwarzen Geist die Frage ob das hier überhaupt noch Leben ist, Leben sein kann.
 Sein kleiner schwarzer Kopf kann nicht ansatzweise die Tragweite seiner doch so simplen Frage erfassen, geschweige denn begreifen was sie bedeutet.

So schwebt er einfach bloß weiter durch die schwarze Asche nach hause, Heim.
Jeder Tag wurde zu einer schwarzen Nacht und so fliegt er endlose Nächte bis er den Trümmerhaufen mit seinen blinden, schwarzen Augen erblickt, der sein Zuhause ist.
Doch keine Träne ist mehr übrig um sein Heim zu beklagen, zu viel hat ihm die Nacht schon geraubt und in ihren schwarzen Schlund gesogen, selbst seine kleine, wunderschöne, schwarze Seele.
Der kleine Schmetterling stöbert durch die Überreste und Trümmer, wühlt die Asche auf und mit ihr die Erinnerung.

Zwei tote Schlangen kriechen über eine alte verkohlte Wiege und das Kind ruht sterbend in seinem warmen zuckendem Sarg, eingebettet in kaltes, schwarzes Fleisch.

Irgendwo zwischen schwarzen Scherben und farblosen, verglühten Gemälden ruhst du.
Dein zierlicher, wunderschöner Körper in kaltem , schwarzem Schlaf.
Dein hübsches Gesicht, so weiß, so wundervoll, der schwarze Schmetterling landet ganz sanft auf deinem weißen Antlitz.
Er spreizt seine zarten schwarzen Flügel
und bedeckt deine schweren Augenlider,
bereit dir in den Schlaf zu folgen,
in jeden noch so dunklen, schwarzen Traum,
denn bedeckt von deinen unschuldigen, zarten Tränen
blüht die schwarze Rose
endlich weiß.

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